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Corona-Krise: mehr Menschen in Verschuldung

Immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein wenden sich an die 36 Schuldnerberatungsstellen im Land. Betroffen sind vor allem Menschen mit prekären Arbeitsverhältnissen, teilte die Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein mit. Es sei davon auszugehen, dass die Zahl der überschuldeten Haushalte durch die Corona-Krise weiter ansteigen werde, hieß es.

"Konkrete Zahlen liegen uns noch nicht vor. Aber wir spüren einen deutlichen Andrang in den Beratungsstellen", sagte Diakonie-Sprecher Friedrich Keller dem Evangelischen Pressedienst (EPD). Die Corona-Krise befördere die Hauptursachen für eine Überschuldung wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Trennung. Viele der aktuell Ratsuchenden haben im vergangenen Jahr einen Mini- oder Teilzeitjob etwa in der Gastronomie verloren oder hatten als Soloselbständige keine Aufträge mehr. In der Folge gingen die oft ohnehin geringen Einkünfte weiter zurück, das Ersparte war schnell aufgebraucht, Kredite, Ratenzahlungen oder Mieten können nun nicht mehr beglichen werden.

"Die Pandemie deckt strukturelle Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft auf, die es vorher schon gab", so Martin Buhmann-Küllig von der Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein. Zahlreiche Menschen, die in der Pandemie Einkommenseinbrüche durch Jobverlust oder Kurzarbeit erlitten haben, hätten noch lange versucht durchzuhalten und selbständig mit ihrer prekären finanziellen Lage zurechtzukommen. Nun sei bei vielen die Grenze erreicht.

Die Schuldnerberatungsstellen helfen Betroffenen, ihre Schulden zu regulieren. Dabei werden die persönlichen, familiären und sozialen Lebensumstände in den Blick genommen. Überschuldung sei meist mehr als ein finanzielles Problem, hieß es. Sie bringe physische und psychische Belastungen mit sich, die von Stress, Versagensängsten, Depressionen bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schmerzzuständen reichen.

EPD

Die Krise befördere die Hauptursachen einer Überschuldung. (Symbolfoto: Pixabay)