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Diakonie SH rechnet mit mehr Wohnungslosen

Mehr als 7.800 Menschen haben 2021 die Angebote der diakonischen Wohnungslosenhilfe in Schleswig-Holstein in Anspruch genommen. Das seien in etwa so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019, sagte Diakonie-Vorsitzender Heiko Naß in Rendsburg. Aufgrund anhaltender Pandemie und steigender Lebenshaltungskosten rechne die Diakonie Schleswig-Holstein damit, dass die Angebote in den kommenden Monaten noch mehr in Anspruch genommen werden.

"Die Lage der von Wohnungslosigkeit bedrohten und betroffenen Menschen in Schleswig-Holstein ist besorgniserregend", sagte der Landespastor. Mit 7.833 Menschen hätten 2021 gut 800 Personen mehr die Angebote aufgesucht als 2020 und in etwa so viele wie 2019. Der zwischenzeitliche Rückgang sei lediglich darauf zurückzuführen, dass viele aus Infektionsschutzgründen nicht in die Einrichtungen kamen.

Brennpunkte der Wohnungslosigkeit bleiben laut Diakonie die kreisfreien Städte Kiel, Lübeck, Neumünster und Flensburg. Einrichtungen in der Landeshauptstadt registrierten 2021 mit 1.995 Ratsuchenden fast 500 mehr als 2020 beziehungsweise 2019. Sebastian Rehbach, Fachbereichsleiter Wohnungslosenhilfe, nannte neben gestiegenen Mieten und sonstigen Lebenshaltungskosten ein pandemiebedingtes Aufdecken versteckter Wohnungslosigkeit als Grund. Im Übrigen würden Menschen aus dem ländlicheren Umland in Städte flüchten, weil es dort anonymer zugehe und sich ihnen mehr Hilfen böten.

Zugenommen hat die Zahl an Menschen, denen eine Wohnungs-Zwangsräumung oder eine Zwangsversteigerung von Wohneigentum bevorsteht, oft infolge von Jobverlust oder Kurzarbeit während der Pandemie. Außerdem weisen immer mehr Rat- und Hilfesuchende ernsthafte psychische Erkrankungen auf.

"Wir müssen dringend gegensteuern", so Naß. Dazu gehöre, dass die Wohnungslosenhilfe besser ausgestattet und Standards bei der Unterbringung von Wohnungslosen erhöht werden, beispielsweise müsse es Einzelzimmer geben. "Vor allem aber müssen wir gemeinsam mit Land und Kommunen alles dafür unternehmen, dass Menschen erst gar nicht ihre Wohnung verlieren!" Die Diakonie fordert deshalb, die Prävention in der Wohnungslosenhilfe zu stärken.

Angesichts der Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Energie und Mieten seien eine deutliche Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes sowie für einkommensschwache Menschen dauerhafte Kostenentlastungen für Gas, Strom und Benzin erforderlich, hieß es weiter.

Die Diakonie Schleswig-Holstein unterstützt über ihre Stiftung und in Zusammenarbeit mit diakonischen Trägern an mehreren Standorten Projekte, die Wohnraum für Menschen mit besonderem Bedarf schaffen. Mittel- und Langfristig könne die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt aber nur durch den Bau neuer, bezahlbarer Wohnungen verbessert werden. Hier sieht die Diakonie Land und Kommunen weiter in der Pflicht.

EPD

Ein obdachloser Mensch auf der Straße. (Symbolbild: Pixabay)